Anwerbung von Fachkräften im Baugewerbe

Deutsche Betriebe im Bauhandwerk stehen vor einer großen Herausforderung: Es fehlen 500.000 qualifizierte Fachkräfte. Neben Berufen in der Sanitär- und Bauelektrik mangelt es auch an Maurern, Zimmerern und Dachdeckern.

Besonders der demographische Wandel in Deutschland und die steigende Zahl an Rentnern macht der Branche zu schaffen. „Die Generation der Babyboomer geht in Rente, allein diese Lücke gilt es erstmal zu schließen“, wird Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft, im Handelsblatt zitiert. Parallel sinkt die Bereitschaft junger Menschen, einen Beruf im Baugewerbe zu erlernen. „Vom Aufbau neuer Kapazitäten zu träumen ist deshalb aus heutiger Sicht weltfremd“, so Gedaschko weiter.

Als mögliche Lösung präsentiert die Ampelregierung das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das die Hürden für qualifizierte Einwanderung nach Deutschland erleichtern soll. In Zukunft soll es möglich sein, dass eine Ausbildung über mindestens zwei Jahre ausreichend ist, sofern sie im Herkunftsland anerkannt wird. Bislang musste der Abschluss auch von deutscher Seite anerkannt werden. Auch die Hürden bei der sprachlichen Qualifikation werden gesenkt, sodass nun ein Niveau Deutsch A2 oder Englisch C1 den Anforderungen entspreche. Sollten die persönlichen Qualifikationen zumindest zum Teil erfüllt sein, soll die neue „Chancenkarte“ ausgestellt werden, die Einreise und Arbeitssuche in Deutschland ermögliche. So sollen die wachsenden Personallücken im Baugewerbe durch qualifizierte Einwanderung geschlossen werden. 

Durch die Möglichkeit, mit ausreichenden Englischkenntnissen einzuwandern, erschließen sich dem deutschen Arbeitsmarkt nun auch mehrere englischsprachige Schwellenländer wie Indien, Nigeria, Südafrika oder Malaysia, soweit der erlernte Beruf in diesen Ländern anerkannt wird.

Die obige Tabelle fasst das mögliche Potential an Ausbildungsberufen in diesen und anderen Ländern zusammen. Mit einer Dauer von mehr als zwei Jahren und staatlicher Anerkennung haben Absolventen dieser Ausbildungen in Zukunft die Möglichkeit, in Deutschland einzureisen und zu arbeiten.

Mithilfe des Fachkräfteeinwanderungsgesetztes soll der Prozess der Einbürgerung einfacher und unbürokratischer werden als bisher. So kann die „Chancenkarte“ vielen qualifizierten Menschen auf der ganzen Welt eine legale Einwanderung nach Deutschland ermöglichen. „Wenn Menschen Berufserfahrung oder persönliches Potential mitbringen, werden wir es ihnen ermöglichen, sich in Deutschland weiter zu qualifizieren und auf unserem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, so Nancy Faeser, Bundesinnenministerin.

Auch Unternehmen haben die Möglichkeit, über die sogenannte „Anerkennungspartnerschaft“ qualifizierte Fachkräfte einzustellen und eine Anerkennung der Ausbildung zu ermöglichen.